Mirthios

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Die Ortsgemeinschaft Mirthios des Gemeindebezirks Finikas liegt am süd-west-westlichen Ausläufer des Berges Kouroupa (894m) und hat einen wunderbaren, freien Blick auf die Bucht von Plakias und das Lybische Meer. Es ist von Rethimno 36 km entfernt, liegt auf einer Höhe von 160 – 200 m und ist mit insgesamt 488 Einwohnern laut Volkszählung von 2011 die zweitgrößte Ortsgemeinschaft des Gemeindebezirks. Sie umfasst heute die Siedlungen Mirthios (203 Einw.), Kalipso (0 Einw.), Kambos (70 Einw.), Kokkina Chorafia (5 Einw.), Mirthianos-Plakias (182 Einw.) und Finikas (28 Einw.).

Bis 1927 gehörte Mariou noch zum Ortsgebiet.

Nach Osten hin dehnt sich eine fruchtbare Tiefebene aus, die Gialia genannt wird, abgeleitet vom Wort Gialos (γιαλός = Strand/Meer).

Herkunft des Ortsnamens

Die ersten Siedler im neuen Dorf sahen dort eine Art Bewaldung durch Myrtebüsche, die der Ursprung zur Namensgebung wurde. Namentliche Erwähnungen des Ortes gehen auf Fr. Barozzi (1577, Mirtio di Megapotamo), Kostrofilakas (1583, Mirtio di Mega Potamo), Vasilikata (1630, Mirto di Magha Potamo) und den Ägyptern (1834, Myrthio) zurück. 1881 wird es als Mirthios erwähnt.

Der Überlieferung nach war Mirthios ursprünglich in der Nähe des Meeres erbaut, dessen Namen Ksero Chorio (Ξερό Χωριό-”Trockenes Dorf“) lautete und von den Phöniziern zerstört wurde. Nach und nach wurde das Dorf bergwärts verlagert, bis es auf Grund häufiger Piratenüberfälle seinen heutigen Platz fand. Es heißt, dass die anfängliche Existenz des Dorfes näher zum Meer hin sich in den alten Wassergewerken zeigt, die noch heute in Gebrauch sind.

Die Bewohner des Dorfes sind ursprünglich nicht alle kretischen Ursprungs. Viele kamen hauptsächlich aus Griechenland, aber es gab auch Siedler aus dem Sfakia und anderen Gegenden Kretas. Ebenso ließen sich Korsaren im Dorf nieder.

Persönlichkeiten

Mirthios hat viele Personen mit hohem gesellschaftlichen Rang hervorgebracht, so Universitätsrektoren, Ärzte, Mathematiker, Sprachwissenschaftler, Rechtsanwälte etc. Die im hellenischen Sprachraum bekannteste Persönlichkeit war der Sprachwissenschaftler Georgos N. Chatsidakis, der die ersten Aufzeichnungen und Ausarbeitungen über den Ortsnamen Mirthios durchführte. Aus der Chatsidakis-Familie gingen sehr viele Akademiker hervor.

Kirchen

Hauptkirche Agios Charalambos und Efangelismos tis Panagias

Als Kirchen des Ortes sind zu erwähnen die aus byzantinischer Zeit stammende Kirche Sotiros Christos (Σωτήρος Χριστού – Christi Erlösung), vor 961 erbaut, mit Wandmalereien zu Marie Himmelfahrt und zum Jüngsten Gericht. Auch die Kirche Agios Georgos in Mirthios-Plakias) geht auf die byzantinische Zeit zurück, hat aber nach häufigen Tünchen des Inneren seine Wandmalereien verloren. Die zweiarmige Hauptkirche des Dorfes Agios Charalambos und Efangelismos tis Panagias (Αγίος Χαραλάµπος και Ευαγγελισµός της Παναγίας – Heiliger Charalambos und Evangelium der Jungfrau Maria) ist bekannt für ihre venetianische Glocke aus dem Jahr 1589. In der Landschaft „Nioschorio“ , wahrscheinlich unterhalb von Mariou am „Grabenweg“, gab es ein kleines Kloster das vom Kloster Preveli verwaltet wurde.

Schulen

Die erste staatlich finanzierte „Griechische Schule“ (“Ελληνικό Σχολείο”) des Ortes wurde 1881 gegründet und bis 1889 betrieben. Sie war eine der fünf in der Provinz Agios Vasilios, neben denen des Klosters Agio Pnefma, Melambes, Spili und Koxare. Bis zum Schuljahr 1996-97 war die Grundschule in Betrieb. Trotz der großen Anzahl an Schülern, wurde sie ab 1997 in die neue Grundschule in Plakias überführt, welche seitdem die Schüler aus Mirthios, Mariou, Asomatos, Gianniou, Lefkogia und Sellia aufnimmt.

Seit mindestens dreißig Jahren gibt es einen Kindergarten im Ort, der seit dem Schuljahr 1999-2000 ebenfalls die Kinder aus Mirthios, Mariou, Asomatos, Gianniou, Lefkogia und Sellia aufnimmt.

Geologie

Das Gebiet des Dorfes zeichnet sich durch 5 katalogisierte Höhlen, Wasserreichtum, Heilquellen und Mineralvorkommen im Form von Braunkohle aus.

Klostermühle bzw Mühle Tzambetis

Insbesondere zu erwähnen ist der Kotsifou-Fluß, der aus der gleichnamigen Schlucht westlich des Dorfes kommt, in Plakias ins Meer mündet und ganzjährig Wasser führt. Er ist die Grenzscheide zwischen den Dorfgebieten von Sellia und Mirthios. An deren Mirthios-Seite wurden seit der venezianischen Besatzung bis ins spätere 19. Jahrhundert hinein vier Wassermühlen zum Mahlen von Getreide betrieben. Am Kotsifou waren insgesamt fünf Mühlen in Betrieb. Heutzutage sind noch vier als Ruinen sichtbar, wovon die unteren zwei Ruinen sind, während die oberen zwei inzwischen restauriert wurden. Alle vier sind zu Fuß erreichbar. Mehr zu den Mühlen hier.

Des weiteren sind die Vorkommen an Braunkohle erwähnenswert, die im Jahr 1839 südlich vom Dorf entdeckt wurden. Die Geschichte um die Kohle und deren kommerziellen Ausbeutung wird im Beitrag Siedlung Plakias geschildert.

Osmanische Herrschaft

Ruinen der Wachstation (Koules)

Das Dorf stand unter osmanischer Herrschaft, im Gegensatz zum nie eingenommenen Sellia. Etwas süd-westlich von Mirthios befindet sich auf dem Gipfel eines Hügels, der zur Bucht von Plakias ausläuft (direkt oberhalb des heutigen Hotels Alianthos), eine gut sichtbare Ruine (Koules genannt). Sie diente als Wachstation der (teils brutal gegen die Bevölkerung vorgehenden) Osmanen zur Überwachung der umliegenden Dörfer und Strände. Wahrscheinlich existierte es schon zur venezianischen Zeit für den gleichen Zweck. Nach dem Abzug der Osmanen wurde das Innere des Gebäudes zerstört, sowie ebenfalls Teile der Mauer.

Naziherrschaft

Während dieser Zeit flüchteten viele Bewohner vor den Bombardements der Deutschen und nahmen Zuflucht in umliegenden Höhlen.

Naturphänomen

Im Dorf kommt ein merkwürdiges Phänomen vor: hauptsächlich von Anfang September bis Ende Januar berührt bei Vollmond das im Osten aufsteigende Mondlicht einen Felsen, der sich im gesamten Meer widerspiegelt. Besonders an einer Stelle des Strandes, die man Paligremnos nennt, begeben sich dann große Tintenfische auf den Strand, die von den Einwohnern mit langen Stangen eingesammelt werden.

Quellen:

– Χώρια της π. Επαρχίας Άγιου Βασιλείου Ρεθύμνου; Τόμος Δ (4) του Έκδοδη Διεθνούς επιστημονικού συνέδριου για την πρώην επαρχεία Άγιου Βασιλείου; Ρέθυμνο 2011, Κώστης Ηλ. Παπαδάκης – Μύρθιος – σελ. 475

Offizielle Seite der Gemeinde Agios Vasilios

– Χαρίδημος Α. Παπαδάκης  – Ο Πλακιάς του χθές / Charidimos A. Papadakis – Plakias in the past, 2. Auflage griechisch-englisch, Rethimno 2017, ISBN 978-960-93-2155-6


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Aktualisiert: 06.10.2023 — 17:37

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