Die Ortsgemeinschaft Mariou des Gemeindebezirks Finikas liegt am südlichen Ausläufer des Berges Kouroupa (894m) und hat einen Blick auf das libysche Meer mit einem Teilblick auf die Bucht von Plakias und Damnoni. Es ist von Rethimnon ca. 32 km entfernt, liegt auf einer Höhe von 160 – 200 m und beherbergt insgesamt 339 Einwohnern laut Volkszählung von 2011. Sie umfasst heute die Siedlungen Mariou (303 Einw.), Damnoni (11 Einw.) und Palaia Taverna (25 Einw.). Zu Damnoni ist zu erwähnen, dass das Gebiet zu Teilen auch zu Mirthios und Lefkogia gehört.
Namensgebung
Die lokale Tradition führt den Namen des Dorfes auf eine Herrscherin namens Maria zurück, und stammt somit von dem Taufnamen einer Frau. Eine andere populäre Überlieferung spricht von einer Hirtin oder vielleicht sogar von einer wichtigen Herrscherin, mit dem Namen “Marion”; es wird allgemein angenommen, dass sie und die Einwohner des Dorfes aus Sfakia stammen, aus der Siedlung von Kappari – und die besagte Hirtin soll viele Geschwister gehabt haben. Wenn sie sie besuchten, sagten sie immer “Lasst uns zu Mariou gehen!”. Von dieser Redewendung – so heißt es – soll der Name des Dorfes entstanden sein.
Es gibt ein überliefertes Lied für die besagte Mario:
Dass sie eine Hirtin war, eine große Gutsherrin
und aus der Gegend von Sfakio in unser Land kam.
Maria, sieh sie dir an, die, die geboren wurde,
aber ihre vielen Brüder und Schwestern nannten sie Margio,
als ob sie oft aus Sfakio zur Kapelle kämen.
Mario, denn sie war für sie die verwöhnte
einzige teure Tochter ihrer Mutter.
Elemente der Dorfgeschichte
Das Dorf liegt hoch oben am Berg, 4 km von den Stränden Plakias und Damnoni, und zehn km von dem historischen Kloster von Preveli entfernt. Es hat reiche Naturschönheiten, mit einem ununterbrochenen Blick auf das libysche Meer. So war es in den alten Tagen möglich, die Bewegungen aller feindlichen Schiffen und Bedrohungen zu beobachten.
Darüber, wann das Dorf erbaut wurde, gibt es keine genauen Informationen. Außerhalb des Dorfes in einer Entfernung von 500m gibt es die Stelle „Maches“ („μαχές“), wahrscheinlich heißt sie so, weil dort viele Schlachten stattfanden. Bekannt ist, dass der Ort „Sarakina“ („Σαρακίνα“) auf Grund des Todes eines Sarazenen so heißt.
Die meisten Gebäude des Dorfes gehörten bis in die 1950er Jahre dem Kloster von Preveli. Sie wurden schließlich an die Gemeinde von Mariou übergeben, was darauf hindeutet, welchen großen Beitrag das Klosters Preveli für den Anstieg des Lebensstandards der Bewohner der Gegend leistete.
Bis 1927 gehörte Mariou zum Gemeindegebiet von Mirthios. So wurde sie per Gesetz zu einer eigenständigen Gemeinde, einschließlich der oben genannten Siedlungen.
In venezianischen und türkischen Zählungen wird die inzwischen zerstörte Siedlung Nio Chorio erwähnt. Noch 1928 sollen dort drei Einwohner gelebt haben. Im 17. Jahrhundert
wurde an diesem Ort ein kleiner Klosterkomplex einschließlich Nebengebäude des Klosters Preveli erbaut. Es blieb jedoch ohne jegliche Pflege dem Zahn der Zeit überlassen. Glücklicherweise ist jedoch die alte Kirche des Heiligen Kreuzes, die katholische Kirche des Klosters, erhalten geblieben.
Mariou wird im Jahr 1577 von P. Barozzi erwähnt, als Mariu, von Castrofilakas 1583 als Mariú mit 49 Einwohnern und von Basilicata im Jahre 1630 als Mariú und 1834 von einer ägyptischen Volkszählung als Maria mit 14 christlichen Familien. Im Jahr 1881 gehörte Mariú zur Gemeinde Finikos und zählte 161 christliche Einwohner.
Die topografische heutige Bezeichnung Damnoni leitet sich von Daphnonion (von dafnon) [δαφνώνιον (από το δαφνών)] ab und übersetzt sich mit Lorbeer-Hain. Von diesem Letzteren leitet sich der kretische Ausdruck Damnoni und Lamnoni ab.
Die gleichzeitig literarisch erwähnte Bezeichnung Lamnoni scheint darauf hinzudeuten, dass es gleichfalls eine Beziehung zum geschichtlichen Ort Lamon gab.
Kirchen des Dorfes
- Die Kirche des Timios Stavros, ca. 1,5 km vom Dorf entfernt, zwischen Mirthios und Mariou. Wie weiter oben schon erwähnt, gehörte sie zu einem kleinen Klosterkomplex als Teil des Klosters Preveli. Dieser Ort wurde früher Nio Chorio genannt. Sie liegt an einem Bewässerungsgraben, der sich entlang der Hänge von Mirthios über Lefkogia herum bis fast zum Schinaria-Strand verläuft.
- Die Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit von Mariou (καθεδρικός ναός της αγίας Τριάδος Μαριού) ist ein Meisterwerk, identisch mit dem der Metropolitan-Kathedrale von Rethimnon (1861).
- Im Nordwesten des Dorfes, nicht weit davon entfernt, befindet sich die kleine Kapelle des Heiligen Onoufrios (in Erinnerung an den 11. Februar) (Άγιος Ονουφρίος). In den Felsen gebaut und harmonisch in die Umgebung integriert, überblickt sie friedlich das stürmische libysche Meer.
- Am östlichen Eingang des Dorfes befinden sich die Tempel von Hypapanti (ναΰδρια της Υπαπαντής, ein Höhlentempel). Sie wurde unter der Türkenherrschaft erbaut.
- Ebenfalls im Osten des Dorfes der Tempel des Heiligen Antonius (Άγiος Αντώνιος), ebenfalls eine Höhlenkirche, mit reichlich und gutem Wasser, das heute das Dorf bewässert, während es früher auch zur Bewässerung der Obstgärten des Dorfes genutzt wurde.
- Die Kirche der Heiligen Blasius, (Άγιος Βλασίος) 1912 vom Mönchspriester Ioannikiou erbaut.
Das Pfarrzentrum “Heiliger Kosmas der Ätolier” («Ο Άγιος Κοσµάς ο Αιτωλός») ist ein spirituelles Juwel des Dorfes und der weiteren Region. Es bemüht sich um die Pflege der Bräuche und Traditionen des Ortes, des kulturellen und sozialen Lebens sowie um Informationen zu verschiedenen Themen des zeitgenössischen kirchlichen und gemeindlichen Lebens.
Während der osmanischen Herrschaft war es üblich, sich vor den Plünderungen ihrer Vermögen durch die Türken zu schützen, indem sie es den Klöstern übergaben. Am Ort namens Kalimvatis, ca. 1,5 km vom Ort entfernt, gibt es eine noch nicht erforschte Höhle, von der es heißt, dass dort die Bewohner ihr Vermögen versteckten und ebenfalls die wertvolle Ikonenwand der Kirche Agia Triada.
Schulen
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Mariou eine Schule, und zwar ein Gymnasium, das 1900 aufgelöst und 1909 in eine höhere Schule umgewandelt wurde. Eine staatliche (Grund-)Schule in Mariou wurde 1924 erbaut. Das letzte Jahr des Schulbetriebs war 1996-97, als ab dem darauffolgenden Schuljahr (1997-98) die sechsstufige Grundschule von Plakias eröffnet wurde, die die Schüler von Mariou und den anderen benachbarten Dörfern (Myrthios, Asomatos, Gianniou, Lefkogia und Sellia) aufnahm.
Kultur – Aktivitäten der Einwohner – Produkte des Dorfes
Die Marianer sind gastfreundlich, fortschrittlich und sehr stolz auf ihre sfakianische Herkunft. Sie leben seit Jahrhunderten in ihrem Land, ehrfürchtig der Ermahnung des Dichters folgend:
Heirat: Das Dorf sprüht vor Freude und Lachen und singt das Hochzeitslied weit und breit
Tod: “Alle sind traurig, und aus dem dunklen Glockenturm drängt unsere Glocke in die Luft.”
In Mariou gibt es auch einen Kultur- und Freizeitverein, der im Dorf sehr aktiv ist.
Die Einwohner beschäftigen sich mit Viehzucht und Landwirtschaft und seit kurzem auch mit dem Tourismus.
Die wichtigsten Produkte des Dorfes sind Öl, Viehzucht, Obst und Gemüse sowie Johannisbrot.
Archäologie
In einem Gebiet 1500 m. östlich der Siedlung, am Fuße des Kouroupa, gibt es Überreste gemischter isolierten Häuser.
Quellen
- Dorfbeschreibung auf der offiziellen Seite der Gemeinde Agios Vasilios.
- Χώρια της π. Επαρχίας Άγιου Βασιλείου Ρεθύμνου; Τόμος Δ (4) του Έκδοση Διεθνούς επιστημονικού συνεδρίου για την πρώην επαρχεία Άγιου Βασιλείου; Ρέθυμνο 2011, Άννα Μανουσάκη-Καρπέτα – Μαριού – σελ. 405
Dörfer des Bezirks Agios Vasilios Rethymnon; Band D (4) der Ausgabe der internationalen wissenschaftlichen Konferenz über die ehemalige Provinz Agios Vasileios; Rethymnon 2011, Anna Manousaki-Karpreta – Mariou – S. 405