Die Kourtaliotis-Schlucht

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Sicht auf die Schlucht von Frati kommend

Sie ist ein beeindruckender, spektakulärer und mächtiger Einschnitt zwischen den Gipfeln des Kouroupa (984 m) und dem Koules mit 676 m bzw. jenseits der Frati-Schlucht dem Ksiros Oros (Trockener Berg, 908 m). Die Schlucht hat eine Länge von insgesamt ca. 3 km und beginnt ungefähr 3 km hinter Koksare bzw. etwa. 2 km hinter Asomatos. Parallel und oberhalb des die Schlucht durchlaufenden Flusses (Megalos Potamos) verläuft die Strasse Koksare – Asomatos (Provinzstraße 9309). Sie war bis in die 70er Jahre eine Schotterpiste, die später asphaltiert wurde. Die steilen und von zahlreichen Höhlen durchsetzten Felswände rechts und links ragen teils über 300 m in die Höhe und teils bis zu 100 m unter das Straßenniveau.

Diese Schlucht hinterlässt bei jedem, der nach Plakias fährt, als Besucher (ob zum ersten Mal oder auch häufig wiederholt), aber auch als Einheimischer, einen immer wieder grandiosen Eindruck von der Einmaligkeit und Großartigkeit der Landschaft des Finikas.

Naturschutzgebiet

Goldadler – Bild-Quelle

Die Schlucht ist Nist- und Brutplatz mehrerer geschützter Greifvogelarten, beispielsweise des Lämmergeiers und des Goldadlers. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (Natura 2000, biodiversity.europa.eu) beherbergt das Gebiet 27 geschützte Arten von wandernden und nicht wandernden Wildvögeln, Greifvögeln, Watvögeln und anderen Arten, die in diesem besonderen Umfeld brüten und nisten (wichtiges Nistgebiet).
Das Gebiet ist klassifiziert als “Wildtierschutzgebiet” (WSA) und “Besonderes Schutzgebiet” (Καταφύγιο Άγριας Ζωής (ΚΑΖ)) für die Vogelfauna. Weitere Angaben siehe in meinem Post “Imbißstube an den Quellen des Kourtaliotis?

Die Gewässer

Die Zuflüsse des Megalopotamos – Bild-© Pitichinaccio

Während der Sommermonate ist der Oberlauf des Flusses komplett ausgetrocknet, da die zulaufenden Bäche in dieser Zeit keinerlei Wasser mehr führen. Diese Bäche versorgen im Winter wasserführend den gesamten Megalopotomos auf einer kompletten Länge von etwa 18 km bis zum Meer. Sie entspringen oberhalb der Quellen sowohl den Ortschaften von Agios Ioannis/Kanevos, Agios Vasilios und Koxare. Ein Zufluss stammt, durch die Frati-Schlucht fliessend und in der Nähe des Unteren Klosters Preveli einmündend, aus der Umgebung von Spili (siehe nebenstehende Karte).
Ab den Quellen führt er ganzjährig Wasser und versorgt damit großzügig die Dörfer und die Landwirtschaft. Die Quellen sind per ausgebautem, befestigten Abstieg/Pfad bequem erreichbar (siehe auch das Video am Ende der Seite). Dort befindet sich die Kapelle des Heiligen Nikolaus. Der Fluss mündet, die Preveli-Schlucht durchquerend, am gleichnamigen Strand ins Meer.

Die Quellen des Kourtaliotis

An den Quellen – Bild-Quelle
Agios Nikolaos des Kourtaliotis – Bild-Quelle

Der Heilige Nikolaus von Kourtaliotis lebte nach vielen Jahre asketischen Lebens in der Messara anschließend in der Kourtaliotis-Schlucht. Noch heute bewahrt das Dorf eine starke Tradition um ihn. So wird sein Gedenken am 1. September mit einem besonderen Gottesdienst und großem Pomp begangen. Die Kapelle neben den Quellen ist nach ihm benannt. Ihm wird nachgesagt, dass die Entstehung der sieben kaskadenartigen Quellen, die den Fluss Kourtaliotis bilden, auf seine Wundertat zurückgeführt wird. Die Legende sagt auch, dass der Name der Schlucht auf ihn, dem Kourtaliotis, also dem “Klapperer” bzw. “Lärmenden” zurückgeht und im Zusammenhang mit der von ihm veranlassten Entstehung der Quellen steht. Eine andere Namenserklärung lautet: bei Wind ließe sich das „Klappern“ der Luft zwischen den Felsen hören.

Zugang zu den Quellen

Die Schlucht kann unter etwas Mühen, aber ansonsten bequem komplett durchwandert werden (es werden in Plakias geführte Wanderungen angeboten).

Ende Februar 2019

Die Kraft des Wassers – Bild-Quelle: facebook

Am Eingang der Schlucht (Koksare, Abzweig nach Frati) befindet sich die schmalste Stelle (die Felswände sind nur wenige Meter auseinander), während gleichzeitig der Fluss/der Bach sich fast auf Straßenniveau befindet. Hier am Zugang zur Schlucht sorgte Ende Februar 2019 der vom extremen Starkregen überforderte Boden mit einer gewaltigen Flutwelle dafür, dass die Straße bis auf die Grundmauern und ca. bis zum ersten Parkplatz zerstört wurde. Das Wasser muss an der Brücke nach Frati ca. 2 m über Straßenniveau getobt haben. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass zum Zeitpunkt der eintretenden Überflutung kein gerade passierender Verkehrsteilnehmer davon unglücklich überrascht wurde. Erst ca. 3 Monate später konnte die dann erneuerte Straße wieder dem Verkehr übergeben werden.

Ein Kreta-Tourist von 1873

Hier zum Abschluss noch ein Zitat aus Kostis Il. Papadakis Text zu Asomatos, S. 191ff (Quelle siehe unten)
“Eine eindrucksvolle Beschreibung der etwa zwei Kilometer langen Kourtaliotis-Schlucht gibt der offizielle Kreta-Tourist von 1873, der damalige Erbe des deutschen Herzogtums Sachsen-Meiningen und spätere Regent Vernados (1851-1926). Vernados verglich diese Schlucht mit der Samaria-Schlucht und fand die Kraft ihres Bildes beeindruckender (!). Er sagte, dass er persönlich noch nie eine so mächtige und ursprüngliche Landschaft gesehen habe…, während einer seiner Begleiter, der die Schweiz gut kannte, sagte, dass diese Schlucht, die Kourtaliotis, nur mit der Schlucht zwischen Andermatt und Amsteg in der Schweiz verglichen werden könne. Da es damals nicht einmal eine rudimentäre Straße durch die Schlucht gab, war sie besonders schwierig zu durchqueren, sodass Vernados und seine Gruppe eine ganze Stunde brauchten, um sie zu passieren. Und dann brach die gesamte Eskorte des hohen Besuchers der Region in Begeisterungsschreie aus, überwältigt von dem unvergleichlichen Anblick… Das Gebiet gilt als Zufluchtsort für seltene Raubvögel wie dem Geier und dem Steinadler.

Dann erwähnt er kurz das Kloster von Preveli, das er als halb verfallen und zwischen Bäumen und Sträuchern versteckt beschreibt. Und die romanische Brücke (sicherlich die Brücke über den Megalo Potamos – Großen Fluss), die ihren Bogen über einen Bach mit klarem Wasser spannt.
In all diesen Wundern entdeckt Vernados eine Mischung aus Wundern, ein Bild mit Elementen der Schweiz, Italiens und des Orients, das den Reisenden immer wieder überrascht und ihn fragen lässt, was es in dieser Region zu sehen und zu entdecken gibt.

Quellen

  • Bei dewiki.de gibt es eine sehr ausführliche, lesenswerte Beschreibung des gesamten Verlaufs des als Megalopotamus bezeichneten Flusses.
  • Χώρια της π. Επαρχίας Άγιου Βασιλείου Ρεθύμνου; Τόμος Δ (4) του Έκδοδη Διεθνούς επιστημονικού συνέδριου για την πρώην επαρχεία Άγιου Βασιλείου; Ρέθυμνο 2011, Κώστης Ηλ. Παπαδάκης – Ασώματος – σελ. 183
    Dörfer des Bezirks Agios Vasilios Rethymnon; Band D (4) der Ausgabe der internationalen wissenschaftlichen Konferenz über die ehemalige Provinz Ayios Vasileios; Rethymnon 2011, Kostis Il. Papadakis – Asomatos – S. 183ff.
    Die 7 bändige Dokumentation kann hier als PDF heruntergeladen werden: https://anemi.lib.uoc.gr/metadata/c/d/8/metadata-1404384170-913351-22914.tkl

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Aktualisiert: 07.10.2023 — 17:43

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