Wandern im wilden Finikas …

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… und auf nicht existierenden Pfaden

Wenn man es will und es sich zutraut, dann lässt sich auch auf experimentellen, nicht sichtbaren Pfaden durch die wilde, piks-gemeine Buschlandschaft oberhalb von Plakias wandern. Was einem geboten wird: wilde, rau-schöne Natur mit ungewöhnlichen Perspektiven auf Landschaft und Natur. Und auf Plakias und Umgebung im Besonderen. Diese wunderbare Natur ist ein Teil des Herzens Kretas.

Auf meinen Vorschlag hin nahmen Clemens und ich am letzten Dienstag einen Weg in Angriff, von dem ich nicht wusste, ob er tatsächlich gut begehbar ist. Jedenfalls ist er als Weg auf einer OSM-Karte verzeichnet. Am Ende dieser Seite kann der von uns zurückgelegte Weg nachvollzogen werden.
Die Wanderung begann auf der inzwischen asphaltierten, landwirtschaftlich genutzte Straße Richtung Westen, die rechts kurz hinter dem westlichen Ortsausgang von Sellia hinauf am Fabrikgebäude von Farma Sellia vorbei führt. Rechter Hand passieren wir etwas später die Kapelle Agios Konstantinos und ein paar hundert Meter weiter endet bei einigen Ställen mit inzwischen vier anschlagenden Hunden der Asphalt.

Ab hier, sozusagen, begann dann so nach und nach das geherische Abenteuer und verlangte vor allem mir viel Steh- bzw. Gehvermögen ab …

Auf den Karten unten ist ersichtlich, wo wir vom eingezeichneten Weg abkamen, denn ich hatte natürlich nicht ständig einen Blick auf das Mobile mit GPS-Tracking. Von einem sichtbaren Pfad war weit und breit nichts zu erkennen. Und so verliefen unsere Schritte bergauf-bergab, einschließlich eines unnützen, achtlos sich ergebenden Umweges, nur noch durch die wilden, stacheligen und unterschiedlichsten Gewächse der Phrygana und Macchia.
Erst als wir mühselig den Finikas-Fluss (der in Souda in das Meer mündet) überquerten, hatten wir für eine Weile einen erholsamen Schotterweg vor uns. Er führte uns zunächst zur Funk-Umsatzstation an der Piste, die hinauf zum Krioneritis führt. Von dort ging es ausschließend am ausgetrockneten Finikas-Bach/Fluss entlang, sozusagen zurück Richtung Sellia, talwärts, wo wir unter schattigen Platanen eine etwas größere Pause einlegten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir schon ca. 5 Stunden und 6 km unterwegs …

Kretische Natur pur!

Die Platana/Platane-Schlucht, durch den der Finikas-Bach/Fluss fließt, um anschließend in Souda ins Meer zu münden

Etwas mehr als die Hälfte schienen wir schon hinter uns zu haben. Der Höhepunkt und der schwierigste Teil stand uns allerdings noch bevor.
Der Weg sollte uns in einer kartenmäßig leicht aussehenden Querung zu der kleinen Hochebene oberhalb der Kapelle Agia Marina führen. Hierzu gibt es jedoch keinerlei Pfad-Eintragungen auf der Karte. Also wird das nun eine Art Erstbegehung …
… die uns (leider fälschlicherweise) vollkommen in die zunächst ansteigende und abschließend absteigige, geröllige, teils eng gewachsene und immer steiler werdende Macchia führte. Eine Herausforderung für die Trittsicherheit, die höchste Konzentration bei jedem Schritt abwärts (ca. 150 Höhenmeter für etwa 2 Stunden bis zur Hochebene) erforderte (ohne Stöcke wäre bei mir gar nichts mehr gegangen, und wahrscheinlich gibt es einen einfacheren Weg und wir hätten einfach etwas weiter zum Eingang der kleinen Schlucht laufen müssen …).
Schließlich erreichten wir, drei Kreuze schlagend und unbeschadet, die genannte kleine Hochebene! Anschließend ging es einen groben Schotterweg hinunter zur Straße Sellia – Rodakino an der Agia Marina vorbei. Und von dort erschöpft per Anhalter jeweils nach Hause.

Ungewöhnliche Ausblicke auf Plakias, Sellia und Mirthios! Bedauerlicherweise war die Sicht sehr dunstig.

Herrlich! Was für eine ungewöhnliche Wanderung, die ich schon seit Jahren auf meiner ZuWandern-Liste hatte! Diese Erfahrung im kretischen Berg, mit Mühen und Anstrengungen, mit wundervollen Ein- und Ausblicken, kann uns niemand mehr nehmen. Clemens als Wanderpartner war perfekt, denn er genoss auf ähnliche Weise wie ich diesen Natur-Trip, ohne jemals auf den Gedanken zu kommen, “oh Scheiße, muss das jetzt sein, wann sind wir hier endlich durch” in irgendeiner Weise auszudrücken oder zu empfinden.
Clemens, Dir sehr herzlich Dank für Deine Begleitung, den Richtungs-Anregungen im Verlaufe und Deinem vorausschauendem Vorweg laufen! Und den Gesprächen zwischendrin!

Auf unseren Wegen und Abwegen …

Nachbetrachtung

Solche (Tages-)Wege/-Wanderungen in der kretischen Wildnis “ins nicht so genau Bekannte” hinein, sollten einigermaßen gut vorbereitet sein!

Am Optimalsten ist die Mitnahme des Folgenden:

  • NIEMALS Alleine
  • Reichlich Wasser (ca. zwei Liter oder mehr)
  • etwas Proviant (Äpfel, Bananen u. ä.)
  • Wanderstiefel oder ansonsten sehr trittfestes Schuhwerk
  • lange Hosen (Dornen allerorten)
  • ggf. Traubenzucker und Magnesiumtabletten
  • Freunde + Bekannte von der ungefähren Route informieren
  • heutzutage mobile Telefonie- + GPS-fähige Geräte
  • Rettungsdienstnummern (europäische Notfallrufnummer 112 oder 166 Erste Hilfe Griechenland; es gibt KEINE Bergrettung, wie in den Alpen)
  • je nach Trittsicherheit Wanderstöcke
  • Pflaster, Verbandszeug, Schere und Klebeband
  • etwas Klopapier oder vergleichbares (z. B. Tempos)
  • eine kleine Rolle Draht inkl. (Draht-)Zange (es müssen immer wieder diese (eigentlich unästhetischen) Metallzäune überwunden werden, die teils durch Draht (und nicht, wie häufig auch, durch Bindfäden) gesichert sind)
  • ein paar saftige Steaks für evtl. unterwegs überraschend im freien Gelände auftauchende, aggressive, Hütehunde …, … aber Wanderstöcke mögen da auch helfen …

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Aktualisiert: 21.10.2023 — 21:41
  1. Bernhard Schweitzer

    hallo Andreas
    schöne Wanderversuch, übrigens die 4 Hunde am Ende der Fahrstraße kenne ich zur Genüge; übrigens auf dem Weg der anfänglichen Fahrstraße ist auch das Grundstück, auf dem der frühere Bürgermeister Kostaghianni lebt, seine Tochter führt mit Yannis Mexis den schönen Laden Art und NAture in Ortsmitte

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