Klostermühle bzw. Mühle des Tzambetis

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Vorbemerkung

Ich beziehe mich bei der Beschreibung der einzelnen Mühlen ausschließlich auf das Buch über die Mühlen des Kourtaliotis und des Kotsifou von Christos I. Makris (*), indem ich den wesentlichen Inhalt in eigenen Worten wiedergebe.

Aus Grundbucheinträge des Klosters Preveli (die bis ca. 1866 getätigt wurden) geht eindeutig hervor, dass die erste Mühle (vom Norden aus gezählt) zum Kloster gehörte. Daher die noch immer auch gebräuchliche Bezeichnung Klostermühle bzw., Mühle des Tzambetis. Allerdings ist es nicht eindeutig, ob auch die anderen vier Mühlen tatsächlich zum Kloster Preveli gehörten, obwohl in den Grundbucheintragungen von Mühlen im Plural die Rede ist.

Diese Mühle umfasste drei Mühlenbereiche, wie sie auf dem obigen Bild noch erkennbar sind. Der mittlere Zulauf hat ziemlich genau eine Höhe von 20 m und ist damit die höchste der Kotsifou-Mühlen, in etwa gleich hoch wie die Pigado-Mühle in Souda. Ihr Fundament hat eine Breite von 3 m und am Brunneneinlauf 2 m. Es gibt keine Wohngebäude für den Müller und seine Familie, wie sie ansonsten bei anderen Mühlen vorhanden sind. Die Abteilungen der Mühlen, außer den Brunnen, scheinen deutlich dem Stil der Türkenherrschaft anzugehören, der aber selbstverständlich nicht plötzlich als jungfräuliche Geburt in der Epoche in Erscheinung getreten ist, sich aber schon davor als Volkstechnik herausgebildet hatte. Diese Steinbauweise setzt sich deutlich in den Dörfern bis zum Zweiten Weltkrieg fort.

Herkunft

Die Mühlen des Kotsifou werden in keinen venezianischen Dokumenten erwähnt. Leider gibt es für den Neugierigen nur die bewahrte mündlichen Überlieferung, aber keinerlei Inschriften in Beziehung auf die Errichtung der Mühlen, wie es sie eben sowenig für das Kloster Preveli gibt. Es scheint, dass die Mühle nicht vom Kloster errichtet wurde, sondern von Bewohnern Mirthios. Die meisten Mühlen am Kotsifou waren deren Werk und daher rührt auch deren enges, direktes und geografisches Verhältnis zu ihnen. Viele waren begehrte Angestellte der Müller. Die Klostermühle scheint also in der venezianischen Epoche gebaut worden zu sein.

Deren Errichtung in der venezianischen Epoche wird zusätzlich dadurch bestärkt, dass die zwei Mühlen am Kourtaliotis, ebenso wie die Pigadomühle (Souda), gesichert aus dieser Epoche stammen. Und noch konkreter: die Klostermühle muss, gemäß dem persönlichen Wissen von Makris, von einer Gruppe Mirthiani errichtet worden sein, als die türkische Bedrohung bereits in Sicht war. Die noch venezianischen Eroberer verringerten den Druck auf die Bedrohung, um sie für sich zu gewinnen oder um nicht deren Feindschaft zu provozieren. Es waren viele Besitzer, und Mirthios sehr nah. Sie schätzten auch nicht besonders den Wohnsitz des Müllers. Mit der Durchsetzung der neuen Eroberer, mit dem „Tapetenwechsel“ („αλλαξοβασιλίκια”), wie es die Kreter nennen, spürten sie den bedrohlichen Atem des türkischen Forts (Koulés) im Nacken und die Ansprüche der Türken auf das Eigentum des Dorfes. So entschieden sie sich, ihre Arbeit dem Kloster Preveli zu übergeben, um sie vor der möglichen Aneignung durch die neuen Lehnsherren zu retten. So war es auch möglich, die Mühlen weiterhin zu betreiben.

Nach der Überlieferung, wie sie von Charalambos Chatzidakis dargelegt wurde, muss der Bau um 1700 und die Einweihung in das Kloster von Preveli um 1750 stattgefunden haben, als die Dienste des Klosters bereits etabliert waren.

Neuere Geschichte

Ehemaliger Gebäudestand an der mittleren Mühle

1939 wurde diese Mühle von Manelis Theodorakis aus dem Dorf Kanevos in einer Versteigerung für 92.000 Drx. erworben. Auf der Versteigerung nahmen auch Bewerber aus dem Dorf Mirthios (zu dessen Ortsgebiet die Mühle gehört) teil, konnten aber den Manelis nicht überbieten. Da sie sowieso enge Bindungen zu den Mühlen des Kotsifou seit dessen Existenz hatten und auch Müller darunter waren, gefiel ihnen ganz und gar nicht, dass sich ein Ortsfremder in die Mühle setzte. So versuchten sie als letztes Mittel, diese Mühle niederzureißen und zu zerstören. In dieser für den neuen Eigentümer gefährlichen Lage übergab er ihnen 8.000 Drx., womit sich die Gemüter wieder beruhigten.

Da Manelis sehr viel Arbeit hatte und auch nicht besonders geschickt in der Handhabung des Betriebs und dessen Instandhaltung war, kam nach drei Jahren ein Geschäftspartner hinzu, der Konstantinos Zambetakis (Tzambetis) aus dem Dorf Agios Ioannis. Nach mehreren Jahren kaufte der Zambetakis die Mühle im Ganzen als alleiniger Eigentümer und so erhielt die Mühle seinen Namen. Während der Jahre mit zwei Eigentümern nutzten sie sie jeweils für eine Woche. In den Wochen des ersten Eigentümers übernahm der aus Mirthios stammende Müller Stelios Tzellos (Tzellakis) die Arbeiten und war am Gewinn beteiligt.

Einige Jahre nach der deutschen Besetzung begannen elektrische Mühlen sich in den Dörfern zu verbreiten. Nach und nach wurden die Wassermühlen verlassen. Die eine Getreidemühle, 80 m tiefer gelegen und von der heute nur noch der Brunnen übrig ist, hat sein Funktionieren schon zum Ende der deutschen Besatzung eingestellt. Vermutlich in 1962/63 wurde die gesamte Mühle endgültig aufgegeben.

Erweiterungsbau Stand Nov. 2022

Aktuelles

Seit ca. 2019 wird an dem Mühlen-Komplex gearbeitet. Der gesamte Bereich wurde restauriert und visuell aufgewertet. Der 20 m hohe Wasserzulauf wurde komplett vom Efeu befreit, sowie die Gebäude an diesem Zulauf erneuert und erweitert. Auch der untere Wasserzulauf mit dem Brunnengebäude wurde restauriert.
Meiner bisherigen Kenntnis nach sollen hier Wohneinheiten entstehen. Und möglicherweise ein Mühlenmuseum?

(*)
Χρίστος Ι. Μακρής, Οι Νερομύλοι στα φαράγγια του Κουρταλιώτη και του Κοτσυφού
Ο Πηγαδόμυλος του Δήμου Φοίνικα Ρεθύμνης στην Κρήτη, σελ. 55
Übersetzt: Christos I. Makris, Die Wassermühlen in den Schluchten des Kourtaliotis und des Kotsifou
Die Pigadomühle der Gemeinde Foinikas Rethimno Kreta, S. 55


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Aktualisiert: 06.10.2023 — 17:39
  1. kokkinos vrachos

    Moin Andreas, vor ein paar Tagen bin ich mal wieder im Mühlental von Plakias gewesen. Von Plakias habe ich die Mühle des Kakariannis, die Mühle Chatsis (mit der schönen alten Brücke) und die Klostermühle Tzambetis abgeklappert.

    Die Alte Höhlenkirche bei der Mühle Chatsis gibt es nicht mehr. Die wurde durch einen Steinschlag schwer beschädigt und durch eine neue Kirche ersetzt.

    Das Gelände und die Gebäude der Klostermühle Tzambetis werden restauriert und neue Gebäude gebaut. Hier entstehen Unterkünfte in rustikalen Steinhäusern und eine Tavere.

    Der Weg von der Mühle Chatsis zur Klostermühle Tzambetis und hoch zum Dorf Myrthios ist an einigen Stellen zugewuchert und müßte an einigen Stellen zurückgeschnitten werden.

    Ein Ausflug in das Mühlental von Plakias, mit seinen beeindruckenden alten Steinwassermühlen ist immer ein Besuch wert.

    Kalo Chimona – einen guten Winter, kv

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